Ethische Beratung – nicht nur am Lebensende


Das Seniorenzentrum St. Josef hat zwei weitere Ethikberater ausgebildet

Dernbach. Herr R. leidet an einer schweren Demenz. Zeitlebens hat er nie darüber nachgedacht, eine Patientenverfügung zu verfassen. Nun scheint es zu spät. Seine Betreuerin ist ratlos. Was tun, wenn er eines Tages nicht mehr schlucken kann? Was hätte er für sich selber gewollt? Wie kann man in diesem Fall noch eine gute Vorsorge treffen, die Herrn R.s mutmaßlichem Willen entspricht?

Es sind schwierige Fragen wie diese, die sich dem Ethik-Komitee der Seniorenzentren St. Josef und St. Agnes immer wieder stellen. In kurzfristig anberaumten Sitzungen der Mitglieder werden gemeinsam mit Bewohnern, Angehörigen und Betreuern, Hausärzten  und versorgenden Mitarbeitern Handlungsoptionen erarbeitet, die allen Betroffen den Umgang mit schwierigen Situationen und Grenzerfahrungen erleichtern. Daher ist es auch immer wichtig, gut ausgebildete Mitarbeiter zu haben, die für derartige Fragestellungen gerüstet sind.

Gerade haben wieder zwei Mitarbeiterinnen die Ausbildung zum Ethikberater erfolgreich abgeschlossen. Gaby Sternberg und Lena Dennebaum absolvierten das Ethische Curriculum, das einmal im Jahr unter der Leitung der Medizinethikerin der Dernbacher Gruppe Katharina Kasper Frau Dr. Petra Kutscheid in der Palliativakademie  angeboten wird. Der Kurs bietet eine anspruchsvolle und breitgefächerte Basis, um behutsam und wirkungsvoll ethische Fallberatungen zu moderieren und zu leiten. Häufig geht es um die Abstimmung von gesundheitlicher Versorgung und dem Willen des Bewohners dazu.

Einrichtungsleitung Annika Belgrath liegt dieses Thema sehr am Herzen: „Wir werden in unserem Alltag mit sehr vielfältigen Problemstellungen konfrontiert. Nur mit guten, gemeinsamen Absprachen und einem stabilen Netzwerk können für den Betroffenen sichere Handlungsoptionen in ihrem Sinn und zu ihrem Wohl gefunden werden.“ Und dies gilt nicht nur für die Beratung am Lebensende. Auch andere ethische Gesichtspunkte bedürfen guter Abstimmung und lebendigen Austausch. So ist die Frage nach dem Freiheitsentzug, dem Sturzrisiko, der Abwägung zwischen Selbstbestimmung und Fürsorgepflicht immer wieder Thema der gemeinsamen Besprechungen, die sowohl von Angehörigen, aber auch von den Betroffenen selbst dankbar angenommen werden. Besonders froh ist Annika Belgrath über die Unterstützung der Hausärzte: „Viele unserer Hausärzte unterstützen die ethische Arbeit hier vor Ort offen und tatkräftig. Das ist eine wichtige Säule für die Verbesserung der Selbstbestimmung und  Umsetzung der Wünsche unserer Bewohner!“



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